September 2011
This cat’s in the dog house
19/09/11 14:06 Gespeichert in:Mein Hund heisst Neruda
This cat’s in the dog house – ein Lied von Rosie Flores, das sie am Countryfestival Schwarzsee spielt. Die cat ist zu Hause und heisst Otto, ein Palindrom. Von vorne und von hinten ist es immer Otto. Schwarz wie Neruda. Ohne ein einziges weisses Fusselchen – – –
Aber eben ein Kater.
Schnurren versteht Neruda als Knurren. Nix Palindrom. Drohung – – –
Er jagt den Kleinen. Grenzen setzen. Es zwickt ihn. Es hegelt ihn. Es triggert ihn. Weil er rasch begriffen hat, dass es nicht geschätzt wird, wenn er Otto jagt, schaut er in die Ecke oder hinter den Ofen oder aus dem Fenster – so muss er dieses schwarze Getüm nicht anschauen, das ihn, eben, zum Jagen jagt, wenn er es sieht.
Er hat im Schwarzsee gebadet. Wir sind hinspaziert, und als er ihn sah, den Schwarzsee, ist er sofort hineingetunkt, hineingeglitten, in sein Wasser geschloffen, ohne dass ein Stecken hätte geworfen werden müssen. «Hätte geworfen werden müssen» schaffen Schüler heute nicht mehr. Es gibt dann so schwarze Ungetüme wie «hätte werfen gewollt müssen haben sollen». Wir mussten das noch büffeln. Konjunktiv mit Modalverben. Katzen jagen ist für Neruda ein Imperativ. Das ist einfach und rasch begriffen. Ich weiss nicht, ob es einen Konjunktiv gibt für ihn. Ich glaube schon. Ich möchte. Was wäre wenn.
Wie eine Reihe von liquiden Perlen reihen sich die Seen und Flüsse, in die er schon geglitten oder gedonnert ist, vor meinem inneren Auge auf. Viele Seen, viele Flüsse, Bäche. Lauwarmes Wasser. Eiskaltes Wasser. Salzwasser. Brackwasser. Glasklares Wasser. Muddy waters. Where peaceful waters flow. Das Wasser ist sein Etui aus Samt. Wasser liebkost ihn – – –
Während Rosie singt, müssen die Hunde im Auto bleiben. In der Schmidtbox. Ich lasse ihn nicht gerne allein zu Hause. Dann lieber im Auto, wo er nicht Ewigkeiten und Meilen entfernt ist, sondern nur Katzensprünge und Minuten. Otto home alone. Wie lange wird es dauern, bis er und Neruda zusammen auf dem Sofa liegen? Und mich vielleicht auch dazu lassen? Charly hat rasch Kontakt aufgenommen zu Otto. Er versucht es. Hartnäckig. Schlau. Er geht klug und strategisch vor, deeskalierend. «Deeskalieren» kennen Schüler nicht mehr. Weder das Wort, noch das, was es ausdrückt – – –
Neruda findet länger, two dogs im house seien enough. Es ist besser geworden mit dem Jagen. «Besser» meint natürlich nicht, dass er die Rehe jetzt erwischt. Es meint, wir können ihn öfter und besser zurückrufen, besser kontrollieren. Das Hundewissen von Monika, der Einfluss von Charly und vielleicht auch ein wenig ich – – –
Nach zwei Wochen kann er Otto bereits anschauen, ohne dass er abdrückt. Ohne dass es ihn abdrückt. Er schnüffelt sie bereits ab, von hinten, wie Charly. Von vorne – da faucht Otto noch. Es ist anstregend. Wir schaffen das. Nein, Neruda, Otto ist keine Konkurrenz. Einfach noch ein Freund mehr. Neruda ist so begabt für Freundschaft. So bewundernswert begabt – – –
Er ist der freundschaftlichste Hund der Welt – – –
Der Chandon, der Schwarzsee, neue Wasser. Die Sense. Der Lauenensee.
Wenn die Hunde mitkommen, können wir in der Pause rasch nachschauen gehen und sie hinter den Ohren kraulen. Sie warten so geduldig. Sie freuen sich so, wenn wir zurückkommen. Als wären wir drei Wochen den Highway # 1 abgefahren, von San Francisco bis nach San Diego. Rosie Flores kann auch Elvis. Rosie Flores kann auch Blues. Das Konzert ist schön, das Chili gut, die Linedancer – – – die Hunde sind nah, es ist alles sicher und gut, gut und sicher. Es regnet, der Regen prasselt aufs Festzeltdach, this cat’s in the dog house, singt Rosie Flores.
Ich lege mich in den Rasen zu ihm. Hinter ihn. Das tue ich öfters in letzter Zeit. Seit Otto da ist. Neruda rollt sich rückwärts an mich. Er streckt sich lang. Zwei Bananen im Gras. Die Ameisen krabbeln durchs Gras. Die Schermaushügel sehen, so vom Boden aus, grösser aus, als sie in Wirklichkeit sind. Die Wirklichkeit – – -
Er schliesst die Augen. Ich schliesse meine Augen. Da liegen wir, im Gras. Was wir jetzt sehen, gehört uns – – – Ich spüre, wie sein Herz schlägt. Er spürt, wie mein Herz schlägt. Bumm bumm bumm. Bumm bumm bumm.
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